11.11.2022 Fortbildungstag an der privaten Grund- und Mittelschule Liebfrauenhaus Herzogenaurach Die Lehrkräfte und pädagogischen Mitarbeiter*innen der Liebfrauenhausschule Herzogenaurach befassten sich vor kurzem an einem Fortbildungstag mit der Frage: Was ist der Kernauftrag von Schule insbesondere unter den Aspekten der aktuellen und künftigen Herausforderungen? Zu dieser Veranstaltung, die sich intensiv mit der Zielsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BnE) befasste, waren auch Vertreter des Schulamtes und der Stadt Herzogenaurach sowie Grund- und Mittelschulseminare eingeladen. Schulleiter Michael Richter hatte Margret Rasfeld als Referentin gewinnen können. Rasfeld ist Mitinitiatorin der Bewegung „Schule im Aufbruch“, einer Initiative, die sich für eine ganzheitliche und transformative Bildung im Sinne des Weltaktionsplans „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ der UNESCO einsetzt. Margret Rasfeld war die Gründerin der Ev. Schule Berlin Zentrum und hat dort als motivierte und engagierte Schulleiterin ein Schulkonzept entwickelt, das für viele Schulen zur Blaupause für die eigene Schulentwicklung geworden ist. Mittlerweile ist Rasfeld zur gefragten Bildungsexpertin geworden, die auf vielen nationalen und internationalen Bühnen spricht. Ihre Authentizität, Begeisterung und Strahlkraft berührte auch die Teilnehmer*innen im Liebfrauenhaus. Margret Rasfeld stellte beim Fortbildungstag die Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Foto: Heike Witthus Margret Rasfeld sprach zunächst sehr deutlich die kritischen Punkte im bisherigen Bildungssystem an. Es werde immer klarer, dass sich wesentliche und dringend notwendige Kompetenzen so nicht entwickeln könnten und zudem viele Schüler*innen im herkömmlichen Schulsystem ihr Potentiale nicht wirklich entfalten könnten und zudem auch oft psychisch leiden. Rasfelds Aussage zum Umgang der Schule mit aktuellen und zugleich explosiven Themen wie Klimakrise, Artensterben, (Plastik)-Müll oder Vergeudung von Lebensmitteln rüttelte zusätzlich auf: „Es geht um das Überleben der Menschheit und wir machen Unterricht wie schon immer!“ Ihre Forderung nach nachhaltiger Bildung sieht die Notwendigkeit, Schule anders zu denken: Nicht mit Verbesserungen im bestehenden System, sondern mit dem Mut, Musterbrüche zu wagen. Schule in der bisherigen Form sieht sie als Risikofaktor, die die Schüler*innen nicht befähigt, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Schule soll Schüler*innen zu selbstverantwortlichem, kreativem Lernen ermuntern, zu kritischen und verantwortungsbewussten Menschen erziehen, Demokratiebewusstsein fördern und Wert darauf legen, dass die Kinder und Jugendlichen solidarisch, mutig und empathisch mit Umwelt und Gesellschaft in Kontakt treten. Schüler*innen sollen lernen, Wissen zu erwerben, gemeinsam zu handeln und zusammen zu leben. Zusammen mit dem Ziel, sich als Persönlichkeit weiterzuentwickeln und der Gewissheit, selbst etwas bewirken zu können, bilden sie die Kernkompetenzen einer modernen Schule. Die Teilnehmer*innen machten sich beim „Gallery Walk“ ein Bild von den vielfältigen Ideen. Foto: Heike Witthus Das Lernen in fachübergreifenden Projekten, mit Fragestellungen, die sich aus den Zielen der Agenda 2030 ergeben, muss Routine an den Schulen werden und entsprechend muss sich die Rolle und Haltung der Lehrkräfte hin zu einem Coaching, einer Lernbegleitung, wandeln. Die Teilnehmenden der Veranstaltung hatten zunächst Zeit, mit Margret Rasfeld in den Austausch zu treten. Im Anschluss daran ging es um die Frage, was das alles für die eigene Arbeit bedeutet und welche nächsten konkreten Schritte daraus abgeleitet werden können. Ein Gallery Walk, also das Anschauen und Diskutieren über die vielfältigen Ideen aller Anwesenden, rundete den Fortbildungstag ab. In der Abschlussrunde wurde deutlich, dass es Mut braucht für diese Entwicklung und dies ein langer Prozess ist. Trotzdem wollen alle den ersten Schritt wagen oder auf ihrem Weg weitergehen. Das Liebfrauenhaus hat sich seit 2010 auf den Weg der Schulentwicklung gemacht und setzt bereits wesentliche Eckpfeiler der von Rasfeld geforderten Inhalte und Strukturen um. Wochenplanarbeit und selbstorganisiertes Lernen, die Arbeit in der Forscher-Lernwerkstatt sowie fest installierte Projekte im unterrichtlichen Bereich spielen eine große Rolle und machen auch die Inklusion von Kindern mit Handicaps möglich. Die Schüler lernen in der Klassenzeit, in Schulversammlungen und einer aktiven SMV die demokratischen Grundstrukturen kennen. Das LFH wurde seit 2019 jährlich als „Umweltschule in Europa“ ausgezeichnet. Nachhaltigkeit im Sinne von Wissen über Kreisläufe in der Natur, bewusstem Umgang mit Ressourcen und Achtung vor Natur und Lebewesen lernen die Schüler*innen auch auf dem Schulbauernhof. Michael Richter/Heike Witthus |
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