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Vielfalt – Der Weg der Inklusion
an unserer Schule |
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Vielfalt ist ein natürlicher Zustand unserer Gesellschaft. Jeder Mensch, egal ob behindert oder nicht, hat seine individuellen Stärken und Schwächen. Unsere Gesellschaft besteht aus den unterschiedlichsten Individuen, von denen jedes aber einen Beitrag zum großen Ganzen leistet und leisten kann. Durch eine Ausblendung dieser menschlichen Vielfalt und die Einteilung in scheinbar homogene Gruppen gehen uns viele Ressourcen verloren.
Es gibt keine identischen Individuen, geschweige denn eine ganze Gruppe von solchen. Den „Autisten“ gibt es nicht, genauso wenig wie „das Kind“ oder „ die Frau“, „den Mann“ usw… Im Bildungsbereich bedeutet das, dass jeder Mensch das Recht hat, sein individuell gerechtes Bildungsziel zu erreichen.
Dieser Text soll nun Hinweise und Informationen geben, wie an unserer Schule das Thema „Vielfalt“ – auch in Bezug auf Inklusion - gelebt wird. Inklusion im Bildungssystem heißt natürlich zunächst, heterogene Gruppen individuell zu unterrichten.
Neben momentan acht Schülerinnen und Schülern mit Schulbegleitern unterrichten wir eine Vielzahl von SuS, die Unterstützungsbedarf in verschiedenen Lernbereichen, aber auch in der seelischen Entwicklung haben.
Sie werden durch einige wenige Stunden des Mobilen Sonderpädagogischen Dienste (MSD) der Förderschule unterstützt und ggf. durch sonstige außerschulische Unterstützungssysteme (Erziehungs- oder Familienhilfe, Kompetenzzentren, Kinder- und Jugendpsychiatrische Einrichtungen, Förderkurse in Verantwortung der Eingliederungshilfe etc).
Wir hatten und haben in den letzten fünf Schuljahren Kinder mit Diagnosen aus dem autistischen und mutistischen Formenkreis, SuS mit Sehbehinderung, Hörbehinderung und Hörbeeinträchtigung, SuS mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Epilepsie, idiop. Thrombozytopenie, Chorea Huntington, Autoimmunerkrankungen, Herzerkrankungen, Gehirntumoren, phsychischen Erkrankungen, Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstörungen, SuS mit den Diagnosen Legasthenie- und Dyskalkulie, körperlich-motorischen Einschränkungen und Schülerinnen und Schüler, die aufgrund dissozialer Verhältnisse in der Familie Probleme haben oder auch verhaltensoriginelle Kinder mit und ohne Diagnose, ganz normale Durchschnitts-Kinder aus ganz normalen Durchschnittsfamilien, auch sozial sehr kompetente Kinder und das hochbegabte Kind…..etc… Ein schönes, buntes Feld eben.
Neben außerschulischen Fachpartnern gibt es bei uns eine Inklusionsbeauftragte, deren Arbeit zum Ziel hat, Unterstützung und Hilfestellung zu geben und als Bindeglied zwischen Lehrerkollegen und Schulbegleitern, Schulleitung und Eltern da zu sein. Einen Schwerpunkt dieser Arbeit stellt die Betreuung der Schulbegleiter dar. Es werden mehrere Treffen , in denen persönlicher Austausch, schulinterne Information und Besprechung von Fachthemen stattfinden, angeboten. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Lehrkräfte der Schule und wird mitunter zur Elternarbeit, Förderplanung, Fördermaßnahmen, spez. Unterrichtshilfe hinzugezogen. Recherchen über geeignete spezielle Arbeitsmaterialien, Arbeitsblätter, Bücher im Bereich der Förderpädagogik und auch das Herstellen von Montessorimaterial gehören ferner zu dieser Aufgabe, da individuell und lernzieldifferent unterrichtet werden muss.
Bisher ist aus dieser Arbeit ein Informationspool entstanden, der sowohl auf unserer „Cloud“ online allen Mitarbeitern zur Verfügung steht (Checklisten für verschiedenste Bereiche, Material, Informationen über Erkrankungen und Behinderungen und Nachteilsausgleich etc.), als auch im „Fördereck“ im Lehrerzimmer (Differenzierungsmaterial, Unterrichtshilfen, spezielle Informationen und Hintergrundwissen etc). Zweimal im Jahr findet eine Fachkonferenz „Inklusion“ statt, an der themenbezogen reflektiert und sich ausgetauscht wird.
Wir legen großen Wert darauf, alle auf unserem Weg der Vielfalt mitzunehmen und bearbeiten das Thema auf unterschiedliche Art und Weise in unserer Schulgemeinschaft. Wir setzen uns immer wieder mit dem Thema „Anderssein“, „Behinderung“, „Toleranz üben“, „Sich einsetzen für andere“ auseinander und versuchen Barrieren und Unsicherheiten, die manchmal auftauchen, abzubauen.
Es fanden verschiedene Veranstaltungen statt, wie zum Beispiel ein Schiebetheater zum Thema Einzigartigkeit und Anderssein: In dem Stück Findling ging es um das Wie eines friedlichen Miteinanders und darum, in der Welt und in sich selbst die goldene Mitte zu finden. Es handelte vom Fremdsein und dem Wunsch nach Zugehörigkeit. Das Stück kam gut bei den Kindern der Grundschule und Sekundarstufe 1 an. Nachbearbeitet wurde es innerhalb der Klassen und es entstanden z.T. „philosophische“ Gesprächskreise zu den Themen Ausgliederung und Mobbing.
Durch die Inklusionsbeauftragte wurden verschiedene Projekte in den Klassen der Grund- und Mittelschule Projekte zu den Themen angeboten:
- Wie sind alle anders. Es ist normal, verschieden zu sein
- Mein Freund mit Autismus
- Irgendwie anders
- Jeder ist gut so, wie er ist.
- Groß, klein, dick, dünn – Ich mag mich, wie ich bin
- Es ist normal, verschieden zu sein
- Freunde verstehen (Erlebnisparcours)
- Ausgrenzung-Mobbing“
Dazu fanden z.B. mit Mittelschülern mehrere Besuche im Schülercafe des Förderzentrums statt. Auch ein Besuch einer Band der Lebenshilfe Bad Windsheim gehörte dazu.
Im Rahmen der Schulprojektwoche „ Alle sind wir einzigartig. Zusammen sind wir bunt“ wurden Schüler des Förderzentrums eingeladen und die Projektgruppe verbrachte zusammen einen Schulvormittag mit Spielen, gemeinsamen Essen, Austausch und Stilleübungen. Wir setzten uns mit dem Thema „Anderssein“, „Behinderung“, „Toleranz üben“, „Sich einsetzen für andere“ auseinander und gestalteten einen Erlebnisparcours und machen dabei praktische Übungen zum Thema: „Einschränkung/Handicap – wie fühlt sich das an?“
Informationen über Behinderungen und Einschränkungen bekommen sowohl die Kinder an unserer Schule, als auch die Lehrkräfte über Veranstaltungen (Fortbildung zu speziellen Themen schulintern durch externe Fachleute (Inklusion, Autismus, LRS, Dyskalkulie, Umgang mit schwierigen Schülern, Gesprächsführung, Erlebnispädagogik etc…).
Was hatten wir schon?
- Schule mit dem Schwerpunkt, auch Kinder und Familien zu unterstützen, die es nicht leicht haben im Leben
- Lernwerkstatt
- Co-Lehrkräfte
- SchiLFs als feste Einrichtung
Welche Veränderungen gab es bisher?
- Auszeitraum
- Einzelförderung am Nachmittag
- Behindertentoilette
- Orientierungshilfe für blinden Schüler auf dem Boden
Wo sind wir dran?
- Netzwerk aufbauen und pflegen
- Erfahrungen sammeln im Umgang mit Ämtern
- Team – Vernetzung untereinander (Checklisten, Übergabe etc…)
- Materialpool Förderpädagogik
- FoBi, Hospitationen
- Austausch
- Förderplanung individuell und griffig
- Begegnungsmöglichkeiten
Um den Blick über den Tellerrand zu erweitern, hospitieren wir an anderen Schulen, u.a. auch mit Schwerpunkten aus dem Bereich Behinderung, aber auch an Schulen, die vorleben, wie es geht, Vielfalt und Gemeinschaft mit behinderten und nichtbehinderten Menschen zu leben.
Inklusion ist ein großes Ziel. Wir sind alle auf dem Weg. Und es ist noch kein Meister…. Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Das können wir auch gar nicht. Es gibt viel zu tun. Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich aber trotz aller Unterstützungssysteme und –angebote an unserer Schule auch alleingelassen. Dieses neue Feld bedarf nachhaltiger Unterstützung durch Fachkräfte und Rahmenbedingungen, die ein Gelingen wahrscheinlicher machen. Es ist sicher nicht leicht, in unseren Schulen den Weg der Vielfalt zu gehen. Aber es ist richtig und wichtig. Und birgt eine große Chance.
Wir haben eine Schulleitung, die diesen Weg anregt, unterstützt und fördert, ein fachlich kompetentes Team, das sehr gute Arbeit, auch durch gelebtes Engagement für den Nächsten, leistet und einen Geist an der Schule, der zurückgeht auf Pater Cyprian Fröhlich, der 1899 zur Unterstützung hilfsbedürftiger und verwaister Kinder das Liebfrauenhaus gründete. Der Name unseres Trägers „Seraphisches Liebeswerk“ geht zurück auf den Gründer der Franziskanischen Orden, auf Franz von Assisi, der sich mit großer Hingabe und voller Liebe hilfsbedürftigen Menschen zuwendete.
Ich plädiere für Vielfalt und den zugegebenermaßen doch auch immer mal wieder schwierigen- Weg der Inklusion in unseren Schulen, der aber immer wieder durch helle Momente verbunden mit warmen Gefühlen erhellt wird, mit den Worten des heiligen Franz von Assisi: "Gegen die Nacht können wir nicht ankämpfen, aber wir können ein Licht anzünden und schon ein ganz kleines Lied kann viel Dunkel erhellen."
Wenn Kinder uns anlachen, erstrahlt die Welt. Ich bin stolz, an einer zu Schule zu arbeiten, die Kinderlachen hören will und Angst vor der Schule nehmen möchte, ein Miteinander untereinander und Horizonterweiterung durch Perspektivenwechsel leben will.
Thekla Fochtner-Wagner
Inklusionsbeauftragte
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Berufsorientierungstage im Liebfrauenhaus - März 2023
» zum Video (herzo.tv)
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