Die Schwestern M. Lucia und M. Bernhilde Aigner verlassen das Liebfrauenhaus Herzogenaurach und kehren zurück ins Mutterhaus nach Mallersdorf
Nach rund einem halben Jahrhundert Dienst im Liebfrauenhaus Herzogenaurach wurden Schwester Oberin M. Lucia und Schwester M. Bernhilde Aigner in das Mutterhaus ihrer Ordensgemeinschaft nach Mallersdorf zurückberufen. Kinder, Mitarbeiter und Ehrengäste verabschiedeten die beiden Schwestern.
 |
Präses P. Heinrich Grumann OFMCap, Stiftungsrätin des Seraphischen Liebeswerkes Sr. Rosina Macht, Sr. M. Lucia und Sr. M. Bernhilde Aigner, Provinzoberin Sr. M. Angelina (v.l.n.r.) |
Nach 55 Jahren aufopferungsvollem Dienst und segensreichem Wirken im Liebfrauenhaus Herzogenaurach wurde Schwester Oberin M. Lucia Aigner in das Mutterhaus ihrer Ordensgemeinschaft der Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie zu Mallersdorf bei Straubing zurückberufen. Auch Schwester M. Bernhilde Aigner, Sakristanin der Liebfrauenhauskirche und „unentbehrliches Mädchen für alles“, wie Schwester Oberin Lucia ihre leibliche Schwester liebevoll nennt, wird den Konvent in Herzogenaurach verlassen und zusammen mit Schwester Lucia zurückkehren nach Mallersdorf. Am Mittwoch, den 27. Mai 2009, wurden die beiden Schwestern im Rahmen der Feierlichkeiten zum 120jährigen Jubiläum des Seraphischen Liebeswerks Altötting aus dem Liebfrauenhaus verabschiedet.
Schwester M. Lucia Aigner trat im Alter von 21 Jahren in das Noviziat bei den Armen Franziskanerinnen von Mallersdorf ein. Sie absolvierte innerhalb von zwei Jahren das erste und zweite Staatsexamen und wurde Volksschullehrerin. Dieser Beruf, der auch Berufung für sie war und ist, führte ihren Weg im August 1954 als Lehramtsanwärterin in das Liebfrauenhaus Herzogenaurach, in dem sie bis heute gelebt und gearbeitet hat. Sie setzte sich schon bald für die staatliche Anerkennung der Liebfrauenhausschule ein, arbeitete an der Umstrukturierung der altersgemischten Schulklassen in Jahrgangsklassen mit und wurde wegen ihres unermüdlichen Einsatzes im Jahr 1977 zur Schulleiterin ernannt. In den 1980er Jahren stellte sie sich einer weiteren, großen Herausforderung: der Ausbau der Schule sowie eine Generalsanierung des gesamten Liebfrauenhauses mussten in Angriff genommen werden.
Bereits 1991 erkannte Schwester M. Lucia die Zeichen der Zeit und machte sich für die Gründung eines Kinderhortes im Liebfrauenhaus stark, der auch zeitnah ins Leben gerufen wurde. Alle diese Neuerungen, Bauten und Umbauten erforderten von den Kindern, Bewohnern, Mitarbeitern und nicht zuletzt den Schwestern Geduld und Ausdauer. Geduld und Ausdauer, die vor allem Schwester Lucia in ihrer täglichen Arbeit vorlebte.
Ab 1993 übernahm Schwester Lucia die Leitung des gesamten Liebfrauenhauses. Auch hier arbeitete sich die Lehrerin in ihr noch völlig fremde Bereiche ein, machte Altenheim, Kinderbereich und Schule fit für die Zukunft und übergab das Haus im Jahr 2002 vertrauensvoll an ihren Nachfolger. Seitdem bildete sich Schwester Lucia zur Wortgottesdienstleiterin weiter und hielt zudem den Kommunionunterricht. Ihr Gehen hinterlässt eine große Lücke im Leben des gesamten Hauses.
Auch die Abberufung von Schwester M. Bernhilde Aigner wird für die Kinder, Bewohner, Mitarbeiter und Mitschwestern eine große Lücke im Liebfrauenhaus hinterlassen. Sie ist seit März 1960 im Liebfrauenhaus und kennt die Einrichtung vom Keller bis zum Speicher.
Schwester M. Bernhilde Aigner schloss 1950 die Mittelschule ab und besuchte anschließend drei Jahre die Frauenfachschule, in der sie die Ausbildung zur Fachlehrerin in Handarbeit und Hauswirtschaft absolvierte. 1959 entschloss sie sich, wie ihre drei Jahre ältere Schwester sechs Jahre zuvor, den Schritt in das Noviziat bei den Armen Franziskanerinnen in Mallersdorf zu machen und wurde daraufhin im März 1960 als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin an das Liebfrauenhaus nach Herzogenaurach berufen. Über vierzig Jahre sollte sie dort mit unermüdlichem Engagement ihrer Berufung folgen und leitete bis 1990 zusätzlich zu ihrem „Full-time-job“ als Lehrerin eine Mädchengruppe. 2002 verabschiedete sie sich eigentlich in ihren wohlverdienten Ruhestand; dies bedeutete aber keineswegs, dass sie sich zur Ruhe setzte. Schwester M. Bernhilde war seitdem das unentbehrliche Mädchen für alles. Bei ihr konnte sich jeder sicher sein, dass sie für alle Fragen eine Antwort wusste: sie kannte alle Keller und Speicher, jeden Winkel des Hauses, betreute liebevoll den Garten und übte ab dem Jahr 2004 zusätzlich das Amt der Sakristanin aus. Sie absolvierte trotz ihrer vielen Aufgaben die Ausbildung zur Wortgottesdienstleiterin und gestaltete regelmäßig zusammen mit Schwester M. Lucia die Wortgottesfeiern.
Vor dem kleinen Empfang zur Verabschiedung der beiden Schwestern aus dem Liebfrauenhaus zelebrierte P. Josef Mittermaier OFMCap, der Provinzial der Bayerischen Kapuzinerprovinz, zusammen mit Präses P. Heinrich Grumann OFMCap, Stadtpfarrer Helmut Hetzel und Pfarrer Fritz Fröhlich, einem Neffen von P. Cyprian Fröhlich, dem Gründer des Seraphischen Liebeswerks, einen feierlichen Festgottesdienst. „Der Heilige Geist kann nur in Schwung kommen, wenn er durch uns wirkt,“ war das Thema der Predigt von P. Josef.
In Schwung kam dann die ganze Festgemeinde durch die Aufführungen und Lieder der Kinder, die den Rahmen für den anschließenden kleinen Festakt bildeten. „Unsere Schwestern gehen in Urlaub,“ so das Motto der Kinder. Dazu gab es allerhand nützliche und auch lustige Geschenke aus den Händen der Schülerinnen und Schüler: Proviant, Pflaster, Wandersocken, Sonnencreme, ...
In einem sehr persönlich gehaltenen Grußwort dankte Renate Schroff, die zweite Bürgermeisterin der Stadt Herzogenaurach, den beiden Schwestern für ihren Einsatz um das Wohl der Kinder wie auch der Altenheimbewohner, den beide „mit warmem Herzen und ruhiger Hand“ über Jahrzehnte hinweg erbracht haben und würdigte die scheidende Oberin zudem als „das Gesicht des Liebfrauenhauses.“
Danach wünschte auch P. Heinrich im Namen des Seraphischen Liebeswerks Schwester M. Lucia und Schwester M. Bernhilde alles Gute für ihre Zukunft und dankte ihnen für ihre Kraft, Begeisterung und Leidenschaft, die sie für das Liebfrauenhaus aufgebracht haben. Ihre großartige Arbeit und ihre Vermittlung des Glaubens waren eine Bereicherung im Liebfrauenhaus. Möge Gott ihnen alles vergelten, was sie getan und gewirkt haben.
Die beiden Schwestern wurden in ihr neues Leben im Mutterhaus Mallersdorf verabschiedet, ganz so, wie sie es sich gewünscht haben: in kleinem, zurückhaltendem Rahmen – ganz bescheiden.
Vergelt´s Gott, Schwester M. Lucia und Schwester M. Bernhilde! |